Es ist Donnerstagmittag, das Mittagsessen hat geschmeckt und eigentlich müssten die Schüler nun zu ihren Mittagsangeboten gehen – aber nein, heute geht es nach Hause und auch am Freitag dürfen alle Schüler zu Hause bleiben.
Die Pädagogen versammeln sich an diesem Donnerstagnachmittag in der Jugendbildungsstätte St. Michaelshaus in Roßbach zu ihrer ersten Klausurtagung. Nach den turbulenten Anfangswochen brauchen Sie Zeit, um in Ruhe miteinander ins Gespräch zu kommen, Neues zu erfahren, zu planen, Ideen zu entwickeln und Absprachen zu treffen.
Der Vortrag „Beziehung wirkt Wunder- Was Kinder und Jugendliche zum Aufwachsen brauchen“ mit Gerald Hüther und Maria Aarts eröffnet per Video die drei Tage. In lockerer und offener Atmosphäre geben Prof. Dr. Gerald Hüther und die niederländische Pädagogin Maria Aarts Anregungen, wie man Kinder für das Lernen begeistert. Sie zeigen, wie wichtig es ist, die positive Entwicklung jedes einzelnen Kindes zu fördern. Nur auf der Grundlage einer guten Lern-Beziehungskultur, dem wertschätzenden Miteinander werden wichtige Erfahrungen der Selbstwirksamkeit sowie ein soziales Miteinander möglich. „Schulen sollen so sein, dass die Kinder weinen, wenn Ferien sind“ so der Wunsch und Appell Gerald Hüthers.
Ein hoher Anspruch für uns und ein guter Einstieg in unsere gemeinsame Arbeit für die drei Tage. Bis zum Abendbrot drehen sich die Gespräche um das, was uns dazu bewegt.
Dann steht eine Theaterprobe auf dem Programm. Wir wollen ein Stück vorbereiten, welches wir zu einem Wochenausklang im November aufführen wollen. Unser Herbstprogramm mahnte uns, die nächste Lehrerdarbietung etwas langfristiger zu planen und zu proben. An diesem Abend wählen wir das Stück und lesen den Text mit verteilten Rollen.
Der Rest des Abends gilt dem gemütlichen Beisammensein, denn auch das weitere Kennenlernen ist wichtig für unsere Schulentwicklung.
Am Freitagmorgen steht das Thema Leistungsbewertung auf dem Programm. Schulleiterin Britta Müller stellt die Frage „Warum keine Zensuren? Was dann?“. Sie stellt die Entwicklung der Zensuren in einem kurzen historischen Abriss vor und berichtet über die Suche nach gerechten Alternativen. Hier spielt der „Kleine Jenaplan“ ebenso eine Rolle wie die Standards vom “Blick übern Zaun“ und die Bewertungspraxis an Thüringer Gemeinschaftsschulen, aber auch unser Anspruch als Schule für alle Kinder.
Die drei ehemaligen Lehrer der Jenaplan-Schule Jena berichten von ihren Erfahrungen und zeigen Beispiele ihrer bisherigen Bewertungspraxis. Dabei werden verschiedene Möglichkeiten für Fremd- und Selbsteinschätzungen durch Lehrer und durch Schüler selbst sichtbar. Für die Kollegen, die bisher mit dieser Art der Bewertung und Reflexion keine Erfahrungen sammeln konnten, werden konkrete Möglichkeiten und Vorgehensweisen eröffnet.
In einer der drei folgenden Arbeitsgruppen entstehen ganz konkrete Einschätzungen für die Schüler der Bongogruppe.
Eine Arbeitsgruppe wendet sich folgenden Fragen zu: Zusammenarbeit GS – Lehrer / Hort und Gemeinsam im Unterricht- wie gestalten wir die Prozesse optimaler?
Die dritte Arbeitsgruppe möchte das schulinterne Curriculum weiterentwickeln und Inhalte sowie einen Namen für die Donnerstagzeit (2.Block) finden.
Nach getaner Arbeit finden wir uns wieder zu einer Probe zusammen. Diesmal werden die Rollen verteilt und einzelnen Szenen geprobt. Ja, was wir proben und wer alles mitspielt….das wird noch nicht verraten. Aber diese Probenarbeit war eine echte Bereicherung unseres Zusammenseins in Roßbach und hat uns viel Freude bereitet.
Der Sonnabend startet mit der Präsentation der Ergebnisse der einzelnen Arbeitsgruppen. Und die können sich wirklich sehen lassen. Unsere „Einschätzungsneulinge“ haben sich sehr tapfer geschlagen und einfühlsame, zutreffende Texte formuliert. In der Arbeitsgruppe 1 gibt es klare Absprachen und Ideen für die Zusammenarbeit. Die Curriculums-Gruppe hat den Plan für dieses Jahr vervollständigt und für Deutsch gute Ideen für die jahrgangsgemischte Arbeit sowie einen Dreijahresrhythmus entwickelt. Gemeinsam suchen wir nach dem noch nicht gefundenen Namen für die Donnerstagszeit und einigen uns auf FaZ (Facharbeitszeit).
Als letzter Tagungspunkt steht die Reflexion unserer ersten Klausur auf dem Programm. Wir stellen uns den Fragen:
- Mit welchem Gefühl fahre ich nach Hause ?
- Was habe ich gelernt? Welche Erkenntnisse habe ich gewonnen ?
- Welche Änderungen wünsche ich mir für die nächste Klausurtagung ?
- Was ich sonst noch sagen wollte !
Wir alle fahren mit einem guten Gefühl nach Hause, sind inspiriert, freuen uns auf das Kommende und auf unsere Schüler und haben uns wieder ein Stück besser kennen und verstehen gelernt.