Geht Ihnen das etwa auch so? Bei mir ist es sicher nur das Alter.
Da geht Ihr Kind mit gut einem viertel Hundert anderen Kindern in eine Klasse, erzählt von Paul, Leonie, Avelice, Gina, Lara, Anton, Tobias Julian, Marcello und so weiter. Sie sehen hin und wieder auch einige Kinder. Ja aber welche? Und zu guter Letzt, um die Verwirrung so richtig perfekt zu machen, sitzen sie mit Eltern Monat für Monat beim Elternabend, grüßen sich freundlich, reden auch über die Kinder. Aber über welche?
Nun, das galt es zu ändern. Wie bekommt man aber Kinder und Eltern zusammen, dann auch noch möglichst die ganze Klasse und wenn es geht auch etwas länger, damit man sich die Zusammenhänge auch einprägen kann?
Gemeinsame Wanderung mit Eltern und Kindern mit anschließendem Feuer, mit Bratwürsten, ganz viel Brause und einem unschuldigen Bier für durstige Eltern.
Der Vorschlag fand Zustimmung, die einen besorgten das Trinken, die anderen die Würste, die Brötchen, den Senf, den Rost (Grill: für Nichtthüringer), wieder andere bereiteten Spiele für Eltern und Kinder vor und natürlich galt es auch eine schöne Strecke auszuwählen und die Feuerstelle bei der Stadt zu bestellen.
Na und Petrus hatte ja in diesem Frühjahr irgendwas verwechselt – es war sommerlich warm. Kurze Hose, T-Shirt-Wetter. Dabei hatte uns eine Mutter noch bei den Vorbesprechungen gewarnt, dass ihre große Tochter just an diesem 21.März Geburtstag hat und in den letzten 10 Jahren immer Schnee lag. Unk, Unk, Unk!
Es ging in der Schule gegen 14.00 Uhr los, über Drackendorf, einige Schleichwege auf den dortigen Höhen, die Physikerhorizontale entlang zur Ruine der Lobdeburg und dann zur unterhalb gelegenen Feuerstelle. So gegen 17.00 Uhr brannte der Rost, Eltern und Kinder spielten Kuh, Stall, Kuhstall, nachdem sich alle kräftig zugezwinkert hatten, warfen mit Hufeisen, verarzteten einige Blasen und taten das, was alle schon während der Wanderung getan hatten, nämlich miteinander reden. Naja und auch Bier trinken und die besagte Brause schlürfen. Und das, was in hiesiger Gegend an einem solchen schönen Tag sehr gerne gemacht wird, Bratwürste essen. Während die Eltern und z.T. Großeltern immer lauter und angeregter Konversation betrieben, verkrümelten sich alle Kinder der Klasse in die Umgebung, um gemeinsam ein spontan ausgedachtes Rollenspiel zu spielen. Leider durften wir dann doch kein Feuer machen, weil Petrus es mit der Trockenheit und der Sommerlichkeit übertrieben hatte. Waldbrandstufe 3. Dafür hat er uns mit einem wunderschönen Sonnenuntergang entschädigt. So gegen 19.30 Uhr sind wir dann alle satt und sehr zufrieden nach Hause gegangen.
Ich könnte zwar meine Hand nicht ins Feuer legen, dass ich alle Zuordnungen von Kindern zu Eltern noch beherrschen würde, aber die überwiegende Mehrzahl kann ich nunmehr richtig zuordnen. Die Kinder meinten, dass wir diese Form der Nachmittagsgestaltung ab sofort jeden Freitag fortsetzen sollten. Das ist vielleicht etwas übertrieben und organisatorisch schwierig zu beherrschen. Aber eins weiß ich, nur einmal im Jahr, mit diesen klasse Kindern und diesen tollen Eltern gemeinsam etwas zu unternehmen, ist definitiv zu wenig.
Andreas Theune-Hobbs, Papa von Agnes, Bongos